Das Elektroauto
Die Geschichte einer Zukunftstechnologie
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Geschichte und Gegenwart einer Zukunftstechnologie
Ausstellung vom 21. März bis 13. Oktober 2019 im Museum für Kommunikation Frankfurt
Der Mensch sucht nach immer neuen Möglichkeiten, sich schnell und bequem fortzubewegen. Eine der weitreichendsten Erfindungen dafür ist das Automobil. Ende des 19. Jahrhunderts löste es eine Mobilitätswelle aus, die bis heute anhält; weit über eine Milliarde Fahrzeuge sind weltweit unterwegs mit gravierenden Folgen: Verkehrsbedingte Emissionen bedrohen unsere Gesundheit und gefährden das Leben auf der Erde.
Geschichte
Innovativer Antrieb mit Tradition
Für die meisten von uns ist das Elektroauto etwas ganz Neues. Doch die Entwicklungsgeschichte des E-Autos reicht vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
1881 stellte der Franzose Gustave Trouvé das erste Elektroauto, das “Trouvé Tricycle” in Paris vor. Erst fünf Jahre später erhielt Carl Benz das Patent auf seinen Motorwagen Nr. 1, der auch für längere Strecken geeignet war; erklärtes Stadtfahrzeug aber blieb das Elektromobil.
Nach jahrelangem Gleichstand gewann schließlich der Benzinmotor den Wettlauf der Antriebsarten. Nur die Post fuhr ihre Pakete noch lange mit Batteriekraft aus. 2018 waren in Deutschland 56,6 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen; 53 861 davon “tanken” Strom.
Gegenwart
Erforschen und “Erfahren”
“Viel zu teuer”, “man kommt nicht weit”, “nicht ausgereift” oder “wo soll denn der Strom herkommen, wenn alle damit fahren?”.
So oder ähnlich klingen die Sorgen und Befürchtungen vieler, die sich zum Elektro-Auto äußern. Befürworter schwärmen vom angenehmen Fahrgefühl, von der Ruhe und der künftig “sauberen” Stadt.
Das Für und Wider der Argumente betrifft nicht nur die Technik des Elektromotors. Es geht um die Umwelt, die Interessen gesellschaftlicher Gruppen und um die Kultur des Autofahrens.
Zukunft
Globale Perspektiven
Elektroautos können helfen, die Luftverschmutzung in den Städten zu reduzieren. In industriestarken Ländern, aber auch in Entwicklungs- und Schwellenländern fördern deshalb Regierungen, Organisationen und Unternehmen die Elektrifizierung des Verkehrs.
Viele Mobilitätsexperten sehen das Elektrofahrzeug allerdings kritisch, weil weiterhin Staus und Verkehrschaos drohen. Nur als Teil einer “Shared Mobility” sei das Elektrofahrzeug wirklich nachhaltig
Aufbruch in die Verkehrsmoderne
Wie die Post die Mobilität revolutionierte
Mobil sein, das hieß in früheren Jahrhunderten Gehen, Reiten oder mit dem Schiff unterwegs sein. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts verkehrten die Kutschen der Taxis`sche Post zu festgelegten Abfahrts- und Ankunftszeiten. Durch den Pferdewechsel an immer mehr „Posten“ verringerten sich stetig die Reise- und Beförderungszeiten.
In großen Städten wie Frankfurt am Main wurden um 1850 wöchentlich Hunderte Kutschen abgefertigt. Zur gleichen Zeit arbeiteten Erfinder weltweit an der Entwicklung von Elektromotoren.
Schnellpost, Schienenverkehr und “Selbstfahrwesen”
Ab Dezember 1835 fuhr die erste Eisenbahn in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth, danach dehnte sich das Schienennetz zügig aus. Trotz Schnellpost und Eilverkehr musste die Post ihr exklusives Geschäft der Personen- und Güterbeförderung sukzessive mit der Bahn teilen.
Die Industrialisierung beschleunigte das Leben der Menschen; in gut 15 Stunden kam man um 1880 von Berlin nach München. Bald darauf brach das “Selbstfahrwesen” mit Elektro-, Dampf und Verbrennungsmotor in die Domäne von Post und Eisenbahn ein.
Das Automobil als Massenprodukt
Um die Jahrhundertwende begann in den Städten der Siegeszug der Elektromobile, die einfach zu bedienen waren und leise fuhren. Ab 1911 erleichterte der elektrische Anlasser das Starten der Benziner, die für lange Strecken besser geeignet waren. Zwei Jahre später liefen in den Fertigungshallen bei Ford in Detroit erstmals Autos vom Fließband; das Model T wurde zum Massenprodukt, Tankstellen schossen aus dem Boden.
1927 bis 1929 umrundete die Rennfahrerin Clairenore Stinnes als erster Mensch in einem Adler Standard 6 Modell die Erde. Opel in den 1920ern und VW in den 30er-Jahren bauten erschwingliche Kleinwagen; das Elektroauto wurde “abgehängt”.
Elektrischer Paketzustellwagen Bergmann BEL 2500, 1920 (c) Museum fuer Kommunikation Frankfurt Bert Bostelmann
Vorbereitung Ladung eines elektrischen Paketzustellwagens 1932 © Museum fuer Kommunikation Frankfurt Robert Sennecke
Elektromobilität im 20. und 21. Jahrhundert
Exportschlager und Statussymbol
Nach dem Zweiten Weltkrieg war in Deutschland an ein eigenes Auto nicht zu denken. Zwar wurde der 1934 von Adolf Hitler angekündigte “Volkswagen” ab 1945 erstmals in Serie gebaut, war aber zunächst für Angehörige der Alliierten oder für die Post reserviert.
Als aber 1955 das millionste Exemplar vom Band rollte, war “der Käfer” das Symbol des Wirtschaftswunders und wurde in über 80 Länder exportiert.
Schlager der Zeit priesen “Bella Napoli”, Kufstein und das Zillertal; wer es sich leisten konnte folgte den verheißungsvollen Klängen im eigenen VW.
Schlechte Luft und Ölpreiskrise
Die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts schufen ein neues Bewusstsein für die Endlichkeit von Rohstoffen. Ab dem 5. November 1973 drosselten die OPEC-Staaten die Ölförderung um 25 Prozent, Deutschland erlebte am 25. November infolge der Ölpreiskrise seinen ersten “autofreien Sonntag”.
Gleichzeitig stieg das Bewusstsein für Umweltprobleme, nachdem das erste Europäische Naturschutzjahr 1970 dem Thema zu Publizität verholfen hatte.
Könnten Elektroautos eine Lösung sein? Die Zahl der Fahrzeuge in Deutschland stieg von 20.816.802 Millionen auf über 40 Millionen 1990.
Globale Probleme – lokale Lösungen?
Im Juni 1992 fand in Brasilien die UN-Weltkonferenz “Umwelt und Entwicklung” statt. Drängende umweltpolitischen Fragen und globale Entwicklungsprobleme standen auf der Agenda der “Nachhaltigkeitskonferenz”: Wie ist der Ressourcenverbrauch der Industrieländer zu stoppen? Wie kann man Treibhauseffekt und Klimawandel eindämmen? Und wie die Chancen künftiger Generationen sichern?
Bestandteil nachhaltiger Mobilitätskonzepte von Ländern, Städten und Gemeinden ist das Elektroauto – wenn es mit erneuerbarer Energie betrieben wird.
Kommunikationsphänomen “Elektromobilität
Diskutieren Sie mit!
Die Verkehrswende muss kommen – und mit ihr kommt das Elektroauto. Einige Länder wollen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in den nächsten Jahrzehnten verbieten, und Deutschland plant eine Elektroauto-Quote: 2030 sollen 50 Prozent der Fahrzeuge elektrisch fahren.
“Die Zukunft ist elektrisch!” So sagen die einen. “Da bin ich mir nicht so sicher”, zweifeln andere. Elektromobilität ist heute vor allem ein Kommunikationsphänomen. Diskutieren Sie mit!